Sozialkunde
Das Fach Sozialkunde an der Berufsschule – muss das denn sein?
So fragt sich sicher mancher Schüler, aber auch mancher Ausbilder im Betrieb. Warum wird dieses Fach nach mindestens 9 oder 10 Jahren Unterricht an einer allgemeinbildenden Schule noch mal in die Stundentafel aufgenommen? Reicht das noch nicht?
Nein, leider reicht es noch nicht.
1. Viele Schülerinnen und Schüler kommen mit wenig bis gar keinen Kenntnissen über das politische System der Bundesrepublik Deutschland zu uns. Wohl haben sie an den vorherigen Schulen das Fach Sozialkunde genossen, doch „hängen geblieben“ ist nur wenig. An der Berufsschule haben alle Auszubildenden noch mal die Gelegenheit, systematisch das Wissen über politische Entscheidungsprozesse kennen zu lernen, um so als informierter Bürger ihre Rechte wahrnehmen zu können. Hier haben wir Lehrkräfte die Chance, das Interesse, das bei jungen Leuten durchaus vorhanden ist, wieder zu wecken und, im Idealfall, am Leben zu erhalten.
2. Viele Inhalte im Fach Sozialkunde betreffen nicht nur den Bereich Politik sondern vermitteln unseren Auszubildenden Wissen über die Arbeitswelt, das sie unmittelbar benötigen. Bestimmungen zum Schutz des Arbeitnehmers, Ursachen und Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit, Inhalt und Zustandekommen eines Tarifvertrags usw. ….Viel muss an Grundlagen vorhanden sein, um am Arbeitsplatz klar zu kommen. Im Sozialkundeunterricht vermitteln wir dieses Wissen.
3. Auch das erfolgreiche Bestehen der Abschlussprüfung ist allen beteiligten im Dualen System der Berufsausbildung wichtig: Die IHK – Abschlussprüfung verlangt viel Wissen von den jungen Leuten, das im berufsbezogenen und in Lernfeldern organisierten Betriebswirtschaftslehre – Unterricht nicht sinnvoll zu integrieren ist. In der Allgemeinen Wirtschaftslehre und im Fach Sozialkunde finden diese Inhalte ihren Platz.
4. Ein Industriekaufmann, ein Einzelhandelskaufmann, ein Bankkaufmann der den Wirtschaftsteil der Zeitung nicht lesen und verstehen kann? Der nicht versteht, warum die Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank einen förderlichen Einfluss auf die Konjunktur haben? Natürlich kann das nicht sein. Auch hier trägt das Fach Sozialkunde zum Verständnis volkswirtschaftlicher Zusammenhänge bei.
Bezogen auf das ganze Leben ist Sozialkunde sicherlich eines der wichtigsten, wenn nicht das Wichtigste Fach an der Berufsschule. Berufsbezogenes Wissen ändert sich schnell, man wechselt im Laufe des Lebens in einen anderen Beruf, für den man sich neues Wissen aneignen muss.
Ein informierter und interessierter Staatsbürger zu sein, der befähigt ist an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen begründet mitzuwirken, das ist etwas, das einem jungen Menschen im Leben bleibt. Im Fach Sozialkunde wirken wir daran mit.
Tanja Uebelhack
Fachbereich Sozialkunde
Abteilungsleiterin
Tanja Uebelhack
Telefon: (+49) 911 / 9977 – 40
E-Mail: tuebelhack (AT) ludwig-erhard-schule.de
Lehrer im Fachbereich: Frau Lipinski, Herr Nißlein, Frau Stellwag, Frau Straßner, Frau Uebelhack
Jahrgangsstufe 10/ Inhalte
- Warum Sozialkunde? Bedeutung des Fachs Sozialkunde für den Auszubildenden
- Ausbildungsrecht: Duale Ausbildung in Betrieb und Schule, Inhalte des Ausbildungsvertrags
- Arbeitsrecht: Inhalte des Arbeitsvertrags, Schutzbestimmungen des Arbeitnehmers (z. B. Jugendarbeitsschutz, Mutterschutz) und Arbeitsgerichtsbarkeit
- Tarifvertragsrecht: Inhalt und Zustandekommen von Tarifverträgen
- Mitbestimmung der Arbeitnehmer im Betrieb: im Aufsichtsrat, Betriebsrat und Jugend- und Auszubildendenvertretung
- Arbeitswelt im Wandel: Gründe für den Wandel (z.B. Globalisierung), Folgen des Wandels (z. B. Verlagerung von Arbeitsplätzen) und Konsequenzen für den Einzelnen
- Sozialversicherung: Zweige, Träger und Kosten, aktuelle Problemfelder und Sozialgerichtsbarkeit
- Recht: Aufgaben des Rechts, Grundrechte, Gerichtsbarkeit, Jugendstrafrecht usw.
- Soziale Beziehungen: Rolle und Rollenerwartungen, Familie und ihre Bedeutung, rechtliche Stellung der Familie, staatliche Familienpolitik
Jahrgangsstufe 11/ Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland
- Staatsziele und Staatsordnung: Aufgaben des Staates, Menschenbild des Grundgesetzes, Grundzüge unserer Demokratie z. B. Gewaltenteilung, Föderalismus, Rechtstaatlichkeit, abwehrbereite Demokratie, Gefahren für die Demokratie z. B. durch Islamismus, Rechtsextremismus, Linksextremismus
- Der politische Entscheidungsprozess: Entscheidungsprozesse in der Gemeinde, Entstehung eines Gesetzes, Föderalismus
- Repräsentation und Wahl: direkte und repräsentative Demokratie, demokratische Wahlen und Wahlsysteme, Stellung des Abgeordneten, politische Parteien, Medien in der Demokratie
- Politik und Partizipation: Akzeptanz von Politik und Gründe von Politikverdrossenheit, Pluralismus, Möglichkeiten der politischen Beteiligung für den Bürger z.B. durch Bürgerinitiativen, Wahlen, Demonstrationen
- Deutschland in Europa: Ziele und Schritte der europäischen Einigung, Einstellungen gegenüber der EU, EU- Verfassung und Entscheidungsprozesse, Probleme und Folgen der EU- Erweiterung
Jahrgangsstufe 12
- Wirtschaft und Wirtschaftspolitik: magisches 4- Eck des Stabilitätsgesetzes, wirtschaftspolitische Zielsetzungen des Staates, Konjunkturverläufe und Konjunkturindikatoren, Konjunkturbeeinflussung durch Staat und die Europäische Zentralbank, Geldwert (Inflation, Deflation und Stagflation, Binnenwert und Außenwert der Währung), Außenhandel der Bundesrepublik, Internationale Wirtschaftsorganisationen und Globalisierung
- Lebens- und Zukunftssicherung durch ökologisch nachhaltige Entwicklung: Umweltprobleme, ihre Ursachen und Auswirkungen, Individuelle Handlungsmöglichkeiten z.B. Müllvermeidung, Energieeinsparungsmöglichkeiten, Kauf von Fair- Trade – Produkten
- Internationale Beziehungen: Aktueller Konfliktfall und seine Lösungsmöglichkeiten, Vereinte Nationen, NATO, Rolle der EU, Unterentwicklung und Entwicklungshilfe